Eine grandiose saison: interview mit Doppelweltmeister paul verbnjak

Paul Verbnjak WC Verbier

Es ist eine einzigartige Saison, die der Skibergsteiger Paul Verbnjak (19) aktuell erlebt. Der Kärntner ist im Weltcup in der Nachwuchsklasse derzeit geradezu unschlagbar und konnte bislang jedes Weltcup-Rennen im Individual und Sprint für sich entscheiden.

Vergangenes Wochenende krönte er sich in Andorra dann auch noch zum zweifachen Weltmeister. Im Interview mit uns erzählt der Überflieger, was diese Erfolge für ihn bedeuten, was ihn motiviert und welche Rolle sein Vater dabei spielt.

 

Paul, das ist deine erste Saison und du konntest nicht nur alle Weltcups für dich entscheiden, sondern auch bei der WM gleich zweimal Gold holen. Wie fühlt man sich da als Athlet?

Ich glaube, es ist kein Geheimnis und wenig verwunderlich, dass ich dieses Gefühl eigentlich gar nicht beschreiben kann. Man investiert das ganze Jahr über so viel, um genau solche Ziele zu erreichen – dass es jetzt im Endeffekt wirklich so genial für mich läuft, ist einfach der Wahnsinn.

Was meinst du, worauf ist deine Dominanz im Weltcup zurückzuführen? Welche physische Faktoren, aber auch Rahmenbedingungen sind für letztendlich erfolgsentscheidend?

Um im Weltcup gewinnen zu können, muss einfach alles zusammenpassen. Es braucht eine gute Vorbereitung, viel Selbstvertrauen und das Wichtigste ist, dass man das richtige Umfeld hat, auf das man sich zu jeder Zeit verlassen kann. Meiner Meinung nach sind bei mir im Moment all diese Faktoren gegeben ... deshalb läuft es so gut.

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Du warst bis vor fünf Jahren auch als Nachwuchs-Triathlet in Kärnten aktiv. Was fasziniert dich am Triathlon, planst du da vielleicht auch ein Comeback?

Am Triathlon hat mich immer die Vielseitigkeit der drei Disziplinen, die im Wettkampf vereint werden, fasziniert. Auch das Training und die unterschiedlichen Belastungen haben mir immer viel Spaß gemacht. Ich bin mir auch sicher, dass ich mir durch den Triathlon schon in jungen Jahren eine gute Grundlagenbasis aufgebaut habe, die mir immer zugute kommen wird. Vielleicht werde ich ja beim Trumer Triathlon im Sommer wieder einmal ins Wasser springen (lacht).

Einer deiner größten Fans aber auch Unterstützer ist dein Vater, der selbst erfolgreicher Mountainbiker und Skibergsteiger war. Wie ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn?

Ich bin durch ihn förmlich in den Ausdauersport hineingewachsen. Bereits in jungen Jahren haben wir gemeinsame Ski- und Mountainbike-Touren absoliviert. Zu meinen Anfängen war es mein Ziel, schneller zu sein als er ... zum Glück hat er mich damals immer ein bisschen eingebremst. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander und treffen auch zumeist gemeinsam die richtigen Entscheidungen. Ich denke, es ist selbstverständlich, dass wir hin und wieder auch unsere Streitpunkte haben. Aber ohne ihn bzw. ohne der Unterstützung meiner ganzen Familie wäre ich nicht an diesem Punkt, an dem ich jetzt stehe.

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Was ist für dich das Besondere am Skibergsteigen? Warum hast du letztendlich dieser Sportart den Vorzug gegenüber Mountainbiken und Triathlon gegeben?

Das einzigartige ist für mich, dass man in den Bergen an seine Leistungsgrenzen gehen kann. Diese Sportart ist einfach so facettenreich. Vor etwa fünf Jahren musste ich mich entscheiden – und ich habe mich einfach auf mein Gefühl verlassen und für das Skibergsteigen entschieden. Das war definitiv die richtige Entscheidung.


Wie würdest du dich selbst als Athlet definieren? Bist du eher ein akribischer Tüftler, der bei Training und Material das Beste rausholt, oder doch eher der Typ, der mit Gefühl und Intuition an die Sache herangeht?

Als erfolgreicher Athlet musst du wohl alle angesprochenen Fähigkeiten kombiniere: Ich selbst bin sehr selbstkritisch und möchte immer alles zu 100 Prozent richtig machen, was aber natürlich unmöglich ist. In meinen Augen ist es aber auch bedeutend, zwischen Training, Vorbereitung und dem Leistungsdruck nie die Lockerheit zu verlieren.

Als Soldat im Heeressportzentrum ist deine sportliche Karriere abgesichert und in der nächsten Saison wirst du erstmals in der Seniorklasse starten. Was sind deine Erwartungen und Wünsche, wenn du endlich in der Allgemeinen Klasse starten darfst?

Für die Möglichkeit, ein Heeressportsoldat zu sein, bin ich unendlich dankbar. So kann ich mich voll und ganz auf den Sport konzentrieren und nächstes Jahr hoffentlich zum ersten Mal in der Allgemeinen Klasse aufzeigen. Wie man auch schon in den letzten Rennen sehen konnte, kann ich zum Teil auch schon gut mit der Elite mithalten. Das gibt natürlich viel Selbstvertrauen für nächstes Jahr. Das große Ziel ist mein erstes Top-10 Resultat im Weltcup, bis dahin habe ich zum Glück aber noch ein bisschen Zeit, um mich vorzubereiten.
 

Hast du abschließend ein paar Tipps für Nachwuchssportler, wie man den Sprung von der nationalen auf die internationale Ebene ebenso erfolgreich schaffen kann, wie du?

Das Wichtigste ist, einfach Spaß zu haben. Wenn man das hat, kommt ganz viel von selbst. Man sollte nicht traieren, weil man muss, sondern weil man will. Speziell im Mittelschulalter trainieren schon viel zu viele Kinder und Jugendliche nach einem strikten Trainingsplan und verlieren dann rasch die Freude. Genau das sollte man vermeiden und das Skibergsteigen einfach aus Leidenschaft betreiben. Denn das tägliche, wirklich planmäßige Training kommt dann ohnehin früh genug.

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