Triathlontraining: Ab ins "Open Water"!

Endlich! Die Temperaturen steigen und langsam aber sicher werden auch die Seen zunehmend wärmer. Während es in den Strandbädern die meisten Badegäste noch das Bad in der Sonne anstatt im See vorziehen, gibt es für Triathleten bald keine Ausreden mehr!
 
Schließlich hat die Wettkampfsaison bereits begonnen und das Schwimmen im Freiwasser ist in der Wettkampfvorbereitung unbedingt notwendig und letztendlich in vielerlei Hinsicht ganz anders als das Training im Hallenbad.
 
Wir haben einige Tipps und Tricks für euch, worauf ihr bei den ersten Trainings  – aber auch im Wettkampf – achten solltet.

 

Neoprenanzug: Für den Sprung ins "kalte Wasser"!

Gerade zu Saisonbeginn ist oft ein Neoprenanzug notwendig, um sich in das meist noch sehr kalte Wasser zu wagen und sich vor allem länger darin aufhalten zu können. Dieser gilt einerseits natürlich als Kälteschutz, erleichtert aber auch den Auftrieb und verbessert somit die Wasserlage.

Deshalb ist bei den Triathlon-Wettkämpfen ganz genau in der Sportordnung des ÖTRV festgelegt, bis zu welcher Wassertemperatur der sogenannte "Neo" verpflichtend zu tragen ist, in welchem Temperaturbereich gewählt werden kann und ab welcher Grenze er verboten ist. Das hängt übrigens nicht nur von der Wassertemperatur selbst ab, sondern auch von der Schwimmdistanz sowie der Lufttemperatur und hat letztendlich vor allem gesundheitliche Gründe.

Vor dem Kauf empfiehlt es sich, verschiedene Neoprenanzüge zu testen - hier gibt es immer wieder Testevents, bei denen man unterschiedliche Modelle testen und auch von einem Rabatt profitieren kann. Neben dem Preis unterscheiden sich die Modelle im Schnitt und der Dicke des Materials (Flexibilität vs. Auftrieb). Wer im Neo schwimmt, hat zwar einerseits einen besseren Auftrieb und spart Energie, ist andererseits aber auch weniger flexibel in der Bewegung, etwa im Schulterbereich. Vor den ersten Wettkämpfen muss man einige Male im Neopren schwimmen, um sich an das Schwimmen mit Neopren aber auch das An- und Ausziehen zu gewöhnen.

Das Anziehen erfolgt zwar vor dem Wettkampf und ist somit nicht relevant, was die dafür benötigte Zeit betrifft, man spart sich aber einiges an Nerven, wenn man weiß, wie man in das doch sehr enge Stück hineinkommt: Hierfür gibt es zahlreiche Tipps & Tricks, wie etwa die Verwendung von Plastiksäckchen an Füßen und Händen, aber auch jede Menge Video-Tutorials.

Beim Ausziehen nach dem Schwimmen läuft die Zeit: Geübte Triathleten öffnen bereits unmittelbar nach dem Schwimmausstieg den Reißverschluss und schlüpfen während dem Laufen in die Wechselzone aus den Ärmel, sodass der Anzug bereits bis zur Hüfte (ACHTUNG: Das Ausziehen unterhalb der Hüfte ist erst direkt am eigenen Wechselplatz erlaubt!) heruntergeschoben kann. Am Wechselplatz selbst wird der Neo dann mit einem kräftigen Ruck bis zu den Beinen hinunter geschoben, sodass man sozusagen heraussteigen kann. Sollte der Bund am Beinende zu eng sein, dann kann man durchaus ein Stück wegschneiden, damit man schneller aus dem Neopren herausschlupft.

Die richtige Outdoor-Schwimmbrille!

Beim Schwimmen im Freien gilt es, wie auch bei der Indoor-Variante, das Modell mit der besten Passform (kein Wassereintritt) zu finden, das einem persönlich am besten passt. Grundsätzlich ist es auch möglich, mit der Schwimmbrille draußen zu schwimmen, die man auch beim Training im Hallenbad trägt, vor allem bei schlechten Sichtverhältnissen sind durchsichtige Gläser ein Vorteil.

Bei Sonnenschein empfiehlt sich allerdings die Verwendung einer Schwimmbrille mit dunkelfarbigen Gläsern (evtl. auch polarisierend, für besseren Kontrast) oder Spiegelgläsern: Dadurch werden deine Augen nicht nur vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, sondern du wirst auch weder von der Sonne, noch von Reflexionen im Wasser geblendet.

Wir empfehlen daher, in zwei Brillen investieren: Einmal mit klaren Gläsern für Indoor und schlechteres Wetter – und einmal mit verdunkelten Gläsern, für die hoffentlich vielen sonnigen Wettkampftage! Außerdem hast du dann eine Brille in Reserve, sollte kurz vor dem Wettkampf z.B. das Brillenband reißen.

Orientierung im Freiwasser - schau genau!

Komplett anders als beim Schwimmen im Becken ist auch die Orientierung im Freiwasser - es gibt weder Linien am Beckenboden noch Schwimmleinen an denen man sich orientieren kann. Für viele ist das Schwimmen im See auch mit einem mulmigen Gefühl verbunden, besonders dann, wenn man den Boden nicht sehen kann, wobei hier besonders das Schwimmen mit einem Trainingspartner hilft.

Wer sich im Wettkampf schlecht orientieren kann und somit deutlich vom "Idealkurs" abkommt, verliert durch die längere Distanz wertvolle Zeit und Energie. Oft werden Schwimmdistanz um bis zu 10% länger, weil im "zick-zack" oder gleich nach einer Wende nicht die direkteste Linie geschwommen wird.

Wichtig ist es, sich bereits vor dem Start gut zu orientieren: Da die Bojen aufgrund ihrer Größe und Entfernung oft schlecht sichtbar sind, orientiert man sich sowohl beim Start, nach Wenden als auch zum Schwimmausstieg entweder an Kirchentürmen, großen Bäumen, Bergspitzen oder ähnlichen markanten Landschaftspunkten. Beim Schwimmen selbst sollte man regelmäßig (etwa nach jedem sechsten bis achten Kraulzug) nach vorne orientieren. Dazu ist der "Wasserball-Kraularmzug" perfekt, bei dem man den Kopf nach vorne anhebt, um vorwärts blicken und sich somit regelmäßig orientieren zu können.

Tipps fürs Training: Sicherheit, gerade aus und in der Gruppe!

Wichtig ist, sich beim Open Water Training dessen bewusst zu sein, dass man sich nicht im geschützten Hallenbad-Becken befindet und auch andere Menschen im See unterwegs sein können, etwa mit Booten. Schwimmer werden oft sehr schlecht im See wahrgenommen, deshalb empfiehlt sich eine farblich auffällige Schwimmkappe und ggf. sogar die Verwendung einer sogenannten Schwimm-Boje. Ideal ist es außerdem, nicht alleine zu schwimmen, sich mit einem SUP oder Boot begleiten zu lassen oder zumindest jemanden an Land zu haben, der im Notfall (etwa bei einem Krampf) zu Hilfe eilen kann.

Wie auch beim Indoor-Training, bringt das Schwimmen in der Gruppe viele Vorteile mit sich: Triathlon-Starts – egal ob vom Land aus oder als Wasserstart – können hervorragend simuliert werden, ebenso wie das Schwimmen im Wasserschatten, bei dem man im Sog eines anderen Schwimmers bis zu 20% Energie sparen kann: Wichtig ist dabei klarerweise, seinem "Front-Mann" nicht ständig auf die Füße zu schlagen, sondern mit dem Kopf rund 30-50 Zentimeter hinter seinen Füßen zu bleiben. Vom Wasserschatten profitiert man übrigens auch dann, wenn man seitlich auf Höhe der Beine schwimmt. Auch das zügige Überholen und das Atmen bei Wellengang können in der Gruppe wunderbar geübt werden.

Nur wenige Schwimmer schwimmen wirklich gerade im See oder Meer. Um ein Gefühl für die eigene Tendenz nach rechts oder links zu bekommen empfhielt es sich "blind" zu schwimmen. Also zu Beginn einen Orientierungspunkt suchen, dann 50 Kraulzüge mit geschlossenen Augen schwimmen und dann zurück blicken. Nun kannst du den Krafteinsatz und die Effizienz deines Armzuges so anpassen und verändern, dass du beim nächsten Versuch tatsächlich gerade schwimmst.

Mit diesen Tipps hoffen wir, dass du viel Freude beim Schwimmen im Freiwasser hast und wünschen dir eine tolle Schwimmleistung im See oder Meer!