Routinier Simon Eder im Interview

Simon Eder

Wir hatten die Ehre, dem Salzburger Weltklasse Biathleten ein paar Fragen zu stellen. 

Er ist seit über 20 Jahren im Weltcup dabei, bestritt über 500 Weltcup-Rennen und gilt als absoluter Routinier, logisch. Mit fehlerfreien Schussserien unter 20 Sekunden zeigte er seinen Konkurrenten, wer der King am Schießstand ist. 

Nichtsdestotrotz musste auch Simon Eder schon mit Rückschlägen kämpfen. Im Interview erfährt ihr

  • worauf man unbedingt achten soll, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist
  • warum seine Karriere zwischenzeitlich knapp vor dem Aus stand
  • was er damit meint, er habe im Laufe seiner Karriere gelernt, seinen Schreibtisch aufzuräumen

Für  Breitensportler ist es oft sehr schwierig, mit Rückschlägen nach Krankheits- oder Verletzungsphasen umzugehen und wieder ins Training zurück zu finden. Diese Frage betrifft dich persönlich ebenfalls: Du musstest gerade die WM aufgrund gesundheitlicher Probleme abbrechen. Wie gehst du damit um, wie findest du wieder die Motivation für den Trainingsaufbau? Welche Tipps würdest du einem hobbymäßigen Leistungssportler diesbezüglich mit auf den Weg geben? Was soll man beachten, um nicht zu früh oder mit dem falschen Training zu starten?

Die Infekt bedingte Abreise war natürlich speziell beim Großereignis sehr bitter. Das ist einfach der Saisonhöhepunkt auf den man 40 Wochen hinarbeitet. Andererseits weiß man allerdings, dass im läuferischen Bereich mit den fehlenden 2-3% ohnehin alle Medaillenchancen dahin sind und auch gesundheitliche Risiken bestehen. Ich wollte dann so schnell wie möglich nach Hause um Abschalten zu können, konnte mit der Familie meinen 40. Geburtstag gebührend feiern und mich mit ein bisschen Abstand wieder für die letzten 3 Weltcups motivieren! Bei schweren Infekten würde ich zur Sicherheit dazu raten, ein Blutbild zu machen und erst danach, mit medizinischem grünem Licht, wieder mit dem Training beginnen. Falls die Treppen zu Hause immer noch schwer zu meistern sind ist das meistens kein gutes Zeichen und man sollte noch etwas länger pausieren! Wer lange für ein Ziel trainiert hat kann sich eventuell auch schon im Vorfeld ein Ersatzevent raussuchen.

Es ist schon sehr lange her, aber du bist 2004 und 2005 in ein Übertraining und nahezu Burnout gerutscht. Eine Entwicklung, die auch bei Hobbysportlern immer wieder zu bemerken ist. Welchen Tipp würdest du deinem damaligen Ich geben, um eine solche Entwicklung aufzuhalten? Was soll / muss man tun, wenn man sich in so einer Situation wiederfindet und wie kommt man am besten wieder „auf die Beine“?

Diese Jahre hätten beinahe zu meinem Karriereende geführt! Ich habe damals zu wenig auf meinen Körper gehört, zu viel trainiert und bin dem Motto "viel hilft viel" gefolgt! Das schwierigste daran war sicherlich, dass man kein Zeitfenster für eine "Heilung" bekommt. Ein Kreuzbandriss dauert zB 6 Monate, beim Übertraining braucht jeder Körper seine eigene Regenerationsphase! Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, erst im Herbst 2006 habe ich bemerkt, dass mein Körper wieder voll funktioniert.

Simon Eder

Man findet unglaublich viele Tipps neben dem herkömmlichen Training, wenn es darum geht, die Leistung zu verbessern und zu optimieren: von basischen Duschbädern, über den richtigen Kopfpolster bis hin zu vielen anderen Ansätzen. Wie eng siehst du das als Routinier, der schon über viele Jahre im Hochleistungssport erfolgreich ist? Auf welche trainingsergänzenden Maßnahmen schwörst du?

Meinen Kopfpolster habe ich immer mit dabei, das ist mein Luxus wenn man viel unterwegs ist. Im Laufe meiner Karriere habe ich allerdings gelernt meinen Schreibtisch "aufzuräumen" und versuche auch bei trainingsergänzenden Maßnahmen effizient zu sein. Genug Schlaf, meine Mikros und Makros zur richtigen Zeit einzunehmen, Physiotherapie und mit schnellen Ski zum Start gehen! ;)