Interview mit Staatsmeisterin Sarah Dreier

Sarah Dreier

Sarah Dreier ist Österreichische Staatsmeisterin im Skibergsteigen (Vertical) und läuft im Weltcup regelmäßig auf's Stockerl. 

Im Interview spricht Sarah darüber,

  • wie sie sich auf ihre Wettkämpfe vorbereitet
  • wie die Sponsorensuche gelingen kann
  • wie wichtig ein unterstützender Partner ist
  • wie man mit Stürzen während dem Wettkampf umgehen kann

Nach deinem 2. Platz in Andorra sprichst du von einem Freund, der dir gezeigt hat, was Willensstärke, Disziplin und Kampfgeist ist. Was war das Wertvollste, das du von diesem Freund für deine sportliche Karriere mitnehmen konntest? Wie schaffst du es das harte Training und die Reisen zu den Wettkämpfen mit deiner Beziehung in Einklang zu bringen?

Ich hab im November 2022 einen meiner besten Freunde durch eine ganz schwere Krebskrankheit verloren. Dieser besondere Freund hat mir und ganz vielen anderen gezeigt, was Willensstärke, Disziplin und Kampfgeist ist. Ich bin unglaublich dankbar für die gemeinsame Zeit die wir verbringen durften. 
Lange Zeit war er auch mein Athletiktrainer und einmal hat er mir während dem Training gesagt „Sarah, wenn du glaubst es geht nicht mehr, dann gehen immer noch 20%“. Dieser Gedanke begleitet mich durch jedes Rennen und hat mich schon sehr sehr oft motiviert, nicht aufzugeben sondern weiterzukämpfen. Ich glaube dieser Freund begleitet mich nach wie vor auf meinem sportlichen Weg.

Natürlich ist es für mich auch nicht immer einfach, das ganze Training, die Reisen und die Wettkämpfe unter einen Hut zu bringen. Aber ich bin wirklich sehr froh, dankbar und glücklich, dass ich bereits seit 12 Jahren meinen Freund Daniel an meiner Seite haben darf. Daniel unterstützt mich, ist immer für mich da und ich weiß ich kann mich blind auf ihn verlassen. Er ist selbst auch sehr sportlich und das macht viel Freude, wenn man weiß man kann gemeinsam sporteln, man hat die gleiche Leidenschaft. Er unterstützt mich im Winter und ich unterstütze ihn bei seinen Radrennen im Sommer, so gleicht sich das aus. Und es ist einfach schön, wenn man gemeinsam seine Ziele erreichen darf.

Du konntest im Dezember mit einem Autohaus einen neuen Partner gewinnen und hast mit Raiffeisen einen großen Sponsoringpartner an deiner Seite. Hast du ein paar Tipps für aufsteigende Athleten, was sie bei der Partnersuche beachten sollten bzw. wie es gelingen kann, einen Partner zu überzeugen?

Ich habe mit Raiffeisen Salzburg bzw. Raiffeisen Oberpinzgau seit dieser Saison einen neuen Kopfsponsor und ich bin sehr glücklich damit. Für uns ist das ganz wichtig. Skibergsteigen ist zwar eine aufstrebende Sportart, aber wir können noch nicht ganz so viel Geld damit verdienen und daher ist es umso wichtiger, Partner und Sponsoren zu haben. 

Seit Herbst habe ich mit dem Autohaus Stotter in Mittersill auch einen eigenen Autosponsor. Sie haben mir ein Auto zur Verfügung gestellt haben und das ist für mich wirklich eine tolle Sache und ich freu mich sehr darüber.

Jungen Athleten gebe ich den Tipp, gewünschte Partner/Sponsoren einfach direkt ansprechen und mit Ehrlichkeit und vor allem Authentizität diese von sich zu überzeugen. Man darf sich nicht scheuen, den Partner anzusprechen. 

Sarah Dreier

Auch im Leben einer Spitzensportlerin wird es Phasen geben, in denen die Motivation schwerfällt. Was waren für dich die härtesten Phasen in deiner Sportlerkarriere? Wie schaffst du es, diese Phasen hinter dir zu lassen und dein Training durchzuziehen? Wie kannst du dich zum Training motivieren, wenn du mal "faul" bist?

Die richtige Motivation ist natürlich im Spitzensport etwas ganz ganz Wichtiges. Ich persönlich muss meinen inneren Schweinehund nur ganz selten überwinden, da muss es schon wirklich ein sehr grausliches Wetter haben. Wenn es recht stürmt oder regnet gibt es schon auch Phasen, wo ich keine Lust auf das Training habe. Sobald ich dann aber in die Laufschuhe/Skitourenschuhe schlupfe und unterwegs bin, habe ich meine Motivation sofort wieder gefunden. Mir macht mein Sport einfach richtig viel Spaß.

Wenn man seinen Schweinehund doch mal überwinden muss, dann ist das Gefühl danach, das Training jetzt doch geschafft zu haben, einfach umso schöner. Wenn man seine Ziele erreichen will, dann muss man auch dafür kämpfen und einiges dafür leisten. So motiviere ich mich regelmäßig zu Höchstleistungen. 

Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor? Kannst du uns da mitnehmen vom Tag vor dem Wettkampf bis zum Start? Hast du ein spezielles Ritual? Was ist deine bevorzugte Renntaktik und wie schwierig / leicht ist es, diese umzusetzen? In Andorra sind dir ja Missgeschicke während dem Wettkampf passiert, wie gehst du damit während dem Wettkampf um?

Eine gute Wettkampfvorbereitung beginnt für mich bereits einen Tag davor. Ich versuche mich immer 24h vor dem Wettkampf mit schnellen Intervallen zu aktivieren, sodass der Körper bereit ist für den kommenden Tag. Die Ernährung besteht vermehrt aus Kohlenhydraten und viel Flüssigkeit. Mir persönlich ist es auch wichtig, dass ich am Vortag schon mein Material vorbereite und weiß was auf mich zukommt. Es werden auch schon die Felle gewachst. Toll ist es, wenn man die Strecke bereits kennt, denn dann weiß man ob Felle mit mehr Gripp oder Felle zum Gleiten notwendig sind.

Gerade in der Nacht vor dem Wettkampf versuche ich möglichst früh zu Bett zugehen um ausreichend Schlaf zu bekommen, je nach Nervosität gelingt das mal mehr und mal weniger. Am Tage des Wettkampfes nehme ich ein großes Frühstück zu mir, damit ich dann genug Kraft habe. Am liebsten einfach ein Butterbrot mit Marmelade oder Honig. Vor Ort an der Strecke wärme ich mich dann gut auf, mache ein paar schnelle Intervalle und Sprints, sodass der Körper gut aktiviert ist.

Während des Wettkampfes ist es das Wichtigste, dass man an sich selbst glaubt und darauf vertraut, was man trainiert hat. Natürlich passieren immer wieder mal Hoppalas, so wie in Andorra als ich meinen Ski verloren habe. Aber ehrlich gesagt hat mich das gar nicht so wirklich aus der Fassung gebracht. Ich hab mir gedacht „Ja jetzt musst du Gas geben, Ski anschnallen und einige Positionen gut machen“, was mir dann auch ganz gut geglückt ist. In solchen Situationen ist es einfach wichtig, ruhig zu bleiben und auf einen selbst vertrauen.